hilde hat geschrieben:
Werner Stolz hat geschrieben:
Die krampfhafte Fokussierung der Debatte hier auf Herrn Piening ist schon verwunderlich, zumal er sich nach Bekanntwerden des Sachverhaltes sofort um Aufklärung bemüht hat.
Mit 'Aufklärung' meint der iGZ-Vize Piening die umgehende Entlassung der Leiharbeiter aus dem Überlassungsvertrag seiner Leihfirma Work Express zwecks sofortiger individueller Arbeitsvertragsaufnahme der polnischen Arbeiter in dem bestreikten Betrieb Neupack, nur um den von der IG BCE geführten Streik weiter massiv zu behindern?
Mmmmhhh... Auf mich wirkt das doch stark konstruiert: "... die umgehende Entlassung der Leiharbeiter aus dem Überlassungsvertrag...": Wer sagt denn, dass die Leiharbeiter freiwillig von der Work Express aus dem Überlassungsvertrag entlassen wurden? Welchen Vorteil hätte Work Express dadurch gehabt?
Sinnvoller erscheint hier doch das, was dem Bericht der Welt zu entnehmen ist: "Die Unternehmensführung setzte daraufhin polnische Leiharbeiter als Streikbrecher ein und
versuchte, einzelne Mitarbeiter mit höheren Lohnversprechungen auf ihre Seite zu ziehen." und "Der Einsatz der Leiharbeiter wurde für rechtens erklärt, da diese inzwischen von Neupack eingestellt wurden. Und zwar
zu einem Stundenlohn, den mancher aus der Stammbelegschaft bisher nicht erhalten hat." Sinnvoller deshalb, weil Neupack doch die Not hatte, die Produktion aufrecht zu erhalten. Dazu
überredeten sie die Leiharbeiter mit höheren Stundenlöhnen (höher, als sie die bei Work Express verdienten und auch höher als die fest Beschäftigten bei Neupack vergütet werden). Für Work Express sehe ich hier
keinen Vorteil, sondern nur Nachteile (plötzlich und unerwartet fallen 17 Leiharbeiter weg, mit denen fortan kein Umsatz mehr erzielt werden kann). Hinzu kommt ja, dass man als Arbeitgeber schlecht zum Arbeitsgericht rennen kann und fristlose Kündigungen seitens der Arbeitnehmer anfechten kann. Man kann sich als Arbeitgeber gegen solche fristlose Kündigungen so gut wie nicht wehren, wie man sich auch nicht dagegen wehren kann, wenn die Leute einfach nicht mehr zur Arbeit erscheinen. Nur theoretisch könnte man auf Schadenersatz pochen, aber der ist mehr als nur schwer einklagbar. Da ist man als Arbeitgeber faktisch machtlos.
Aus meiner Sicht ist Work Express hier deshalb nur ein weiteres Opfer von Neupack. Die haben jetzt einen vermeintlichen Skandal am Hals und von jetzt auf gleich 17 Leiharbeitnehmer verloren. Wäre ich an Stelle von Work Express, würde ich beim Kunden Vermittlungsprovisionen einklagen. Das wäre zwar vermutlich ein Novum in der Branche, denn Vermittlungsprovisionen für in E1 eingruppierte Zeitarbeiter habe ich noch nie erlebt, aber wenn mir ein Kunde so kommen würde, würde ich alle Register ziehen! Ich glaube nämlich nicht, dass es Work Express ein Anliegen ist, Neupack zu helfen, wie hier in Zoom schon suggeriert wurde (z.B. "...zwecks sofortiger individueller Arbeitsvertragsaufnahme der polnischen Arbeiter in dem bestreikten Betrieb Neupack,
nur um den von der IG BCE geführten Streik weiter massiv zu behindern."). Warum auch? Wer lässt sich schon gern Streikbrecher schimpfen? Und noch einmal: Wo soll es hier einen Vorteil geben? Das Behindern eines von der IG BCE geführten Streiks wäre jedenfalls ein weiterer Nachteil (und alles, nur kein Vorteil!), denn mit diesem Sozialpartner hat Herr Piening erst vor wenigen Wochen einen BZ-TV ausverhandelt. Da ist man als erster Diener der Tarifkommission
unbedingt an einem
guten Verhältnis interessiert!
Ich verstehe ja, dass man einem führenden Funktionär gerne mal ans Bein pinkeln möchte, aber bevor man das weiter in Angriff nehmen kann, müsste dieser Widerspruch erst einmal aufgelöst werden.
Zudem müsste man auch mal darüber nachdenken, inwieweit ein Herr Piening, dessen Unternehmen mit lediglich 25% an der Work Express beteiligt ist, persönlich für einen eventuellen/vermeintlichen Skandal haftbar gemacht werden kann. Was könnte man ehrlicherweise mehr von ihm verlangen - nur mal angenommen und für den theoretischen Fall, dass es sich tatsächlich um einen Skandal handeln würde - als sich davon zu distanzieren?